Am 27.08.2018 fahren wir von Kabale nach Kisoro, wo wir noch einige Einkäufe tätigen, Leergut zurückbringen und nochmals ins WiFi gehen, um Mails oder Mitteilungen zu checken. Bei Cyanika passieren wir die Grenze zu Ruanda. Die Formalitäten am Border sind rasch abgewickelt, mit einem Fiebermessertest werden wir noch auf Ebola geprüft, die wieder im Nachbarland Kongo ausgebrochen ist. Nachdem wir uns für das dreissig Tage Visum bedankt haben (30 US$/p), fahren wir zu den nahgelegenen Vulcanos. Wir staunen über die dunkle, schwarze Erde und die vielen Vulkane, welche imposannt zum Himmel ragen. An den Vulkanen Muhabura 4.127 m und am Gahinga 3.474 m fahren wir vorbei und sehen von weitem den Sabyinyo 3.634 m und den Muside 3000m. Die Vulkankette liegt im Dreiländereck Uganda, Ruanda und Kongo. Es hat noch zwei weitere Vulkane (Nyirangogo und Nyamuragira 3.063 m), welche auf kongolesischer Seite stehen und noch aktiv sind. Die Vegetationszonen bei den Vulkanen sind vergleichbar mit deren im Ruwenzori Gebirge. Allerdings wurde der Wald unterhalb von 2.500m bereits vollständig abgeholzt. Das Gebiet um die Vulkane ist sehr hügelig, es ist es sehr grün und landwirtschaftlich geprägt. Überall sieht man Vulkanbrockengestein herumliegen, zu Haufen aufgeschichtet oder als Mauer um die Kulturfelder. Natürlich wächst hier auch überall Eukalyptus, solche mir runden, blauschimmernden Blättern und solche mit langen schmalen Blättern. Im restlichen Regenwald an den Virunga- Vulkanen leben die berühmten Berggorillas, die viele Touristen anziehen. Das Gebiet bietet aber auch für Wanderer, Bergsteiger, sowie Angler und Ornithologen an den Seen Burera und Ruhondo interessante Möglichkeiten für Expetitionen..
Überrascht, übersichtlich, sauber
Die Strassen sind gesäumt mit Trottoirs und Wasserauffangkanälen. Richtig gepflegt sieht es aus, mit sehr guter Beschilderung und richtig gut sichtbaren Zebrastreifen. Wir erreichen das Kinigi Guesthouse, das auf 2302m liegt und schiessen noch schöne Fotos vom Sonnenuntergang hinter der Vulkankette (Mikeno 4.437 m, Karisimbi 4.507 m, Visoke 3.711 m). Die Bedienung ist sehr freundlich und wir bekommen einen Raumschlüssel, damit wir eine warme Dusche geniessen können. Am nächsten Tag, nach Hausaufgaben erledigen und Blogtexten schreiben, gehen wir zum Headquarter, der sich fünf Minuten vom Guesthouse befindet. Dort informieren wir uns über Parkaktivitäten und die Preise.
Kinigiguesthouse und Headquarter
Wir interessieren uns für die Wanderung zum Visoke Vulkan, der einen kleinen Kratersee zu bieten hat. Der Vulkantreck ist recht steil und führt bis zu 3711m hinauf. Da es am nächsten Tag nicht nach Wanderwetter aussieht, denn es ist bewölkt und neblig, beschliessen wir am nächsten Tag zu gehen. Am 30.08 scheint das Wetter stabil zu bleiben und so machen wir uns für die Wanderung bereit, um sieben Uhr früh muss man beim Headquarter sein. Zwei französische Touristen nehmen uns mit ihrem Fahrzeug zum Hauptquartier mit. Wegen dem Alter von Michi müssen wir noch ein Schreiben kreieren, dass wir für Michael die Verantwortung übernehmen(Mindestalter ist 15 Jahre). Nachdem alles klar und bezahlt war (3x75Dollar), sitzen wir schon in einem andern Toyota, der uns zum Ausgangspunkt der Wanderung mitnimmt. Zuerst auf einer Teerstrasse, dann zwei Kilometer auf einer „Holpperstolpper“ Strasse, die uns so richtig durchschüttelt. Mit Wanderstock ausgerüstet und frohen Mutes, sehen wir den Vulkan vor uns, nur im oberen Teil etwas eingehüllt in Wolken. Ansonsten schönes Wetter und der dicht bewachsene Vulkan sieht sehr schön aus mit dem Himmelblau im Hintergrund. Erst wandert unsere Gruppe durch Kulturlandschaft gemächlich steigend zum Nationalparkeingang. Er ist mit einer Vulkansteinmauer abgeschirmt, die den Kühen, Schafen und Geissen den Weg in den Nationalpark versperrt. Den Bergorillas ist die Mauer egal. Wir haben gehört, dass sich unsere nahen Verwandten, genüsslich über den Weisskohl hermachen. Super wäre es natürlich, wenn wir diesen sanften Tieren hier „for free“ begegnen würden. Hier in Ruanda zahlt man 1500 Dollar!!! für das Gorillatracking, welches allerdings viel lockerer ist, als die Besteigung des Mount Visoke.
Visokewanderung
Es wird langsam steiler und schon bald sehen wir vor uns den schlammigen Trampelweg, der nicht enden will. Es wird noch steiler und es ist sehr anstrengend, denn jeder Tritt muss sitzen, will man nicht drei Schritte zurück rutschen. Wir sehen Lobelien und Senecien, die wir schon im Rwenzorigebirge bewundert haben. Auch sind die Baumriesen mit „Bart vom alten Mann“ behangen und es sieht richtig mystisch aus. Immer wieder brauchen wir einen Halt, um zu trinken. Es bleibt steil und Silvana hat zu kämpfen. Im Gegensatz Michael, der wie eine Gemse (oder auf diese Gegend bezogen, wie ein Buschbock!) den Vulkan hochkraxelt und einfach nicht müde wird. Man hört ihn von weitem rufen: „Hallooooo! Wo sinder denn? Ihr händs grad gschafft!“ Und tatsächlich am Mittag erreichen wir nach ca. 3,5 Stunden den nebelverhangenen Vulkangipfel, doch die Sonne zeigt sich für einen kurzen Augenblick, sodass die ganze Gruppe, die drei Porters, die vier Rangers und der Gide einen Blick auf den Kratersee werfen können. Klar werden unzählige Fotos geschossen, bis der Nebel sich wieder über den kleinen See im Vulkankegel legt und die Gegend einhüllt. Wir haben kurz Zeit unseren mitgebrachten Lunch zu essen und schon machen wir uns auf den Rückweg, der kein „Schleck“ wird mit diesen matschigen Rutsch Passagen. Prompt vertritt sich Silvana und sie liegt stöhnend am Boden. Sie hat ihr Knie verdreht und im Moment auch die Augen. Zum Glück rappelt sie sich wieder auf und niemand muss sie auf den Rücken nehmen und zum Parkplatz tragen. Um fünfzehn Uhr ist die Gruppe wieder beim Parkeingang. Gorillas haben wir keine gesehen nur einen Dung, der etwa drei Tage alt war. Ich habe einen Buschbock und einen Golden Diadem Monkey gesehen. Elefanten, ……soll es hier geben, deshalb begleiten uns auch so viele Rangers mit Gewehren. Ich glaube die Hauptaufgabe der Ranger ist es, zu verhindern, dass wir die Gorillas antreffen. Wir sind glücklich mehr oder wenig heil unten angekommen zu sein (schmerzendes Knie und schmutziger Hosenboden) und geniessen im Dorf ein Bier und Cola. Viele Leute bleiben stehen und bestaunen uns Mazungus, wie wir so dreckig und müde vor dem Restaurant sitzen und dem Treiben auf der Strasse zuschauen. Wir kaufen noch Milch ein, Silvana steigt auf ein Boda und Michi und Werni nehmen sich noch die letzten Kilometer unter die Füsse. Wir geniessen feine Spaghetti im Restaurant, spielen noch“ Yazzi“ am Chemineé und gehen hundemüde zu Bett.
Am 31.08 fahren wir weiter und verlassen die schöne Gegend, die auch Dian Fossey in den Bann gezogen hatte. Sie musste ihren Einsatz für die Gorillas mit dem Leben bezahlen und ist am Fusse des Visoke Vulkans begraben. Wir fahren durch fruchtbare Hügellandschaften bis zum Lake Kivu, der malerisch eingebettet zwischen den Hügeln liegt. Ein schöner aber auch gefährlicher See, befindet sich doch eine riesige Methangasblase unter dem Wasser, eine tickende Zeitbombe für die Seeanwohner. Wir bleiben zwei Nächte im Eden Garden unterhalb von Gisenyi bei Kigufi, wo wir ein älteres Pärchen aus Amerika kennenlernen, welches schon sechzehn Jahre auf der Piste ist. Wir treffen uns im lokalen nahgelegenen Restaurant. Es wird ein lustiger feuchter Abend, mit einem leckeren Tilapia Fisch, bei der Fischfrau am Tisch gekauft und danach im Restaurant grilliert.
Am Lake Kivu gibt es feinen Fisch
Am 02.09 reisen wir ab und erreichen nach ca. 80 km Kibuye, das auf 1505 m liegt. Wir kaufen noch ein ganzes Poulet ein und machen es uns auf dem Parking des Home St. Jean gemütlich. Wir haben eine herrliche Aussicht auf die Buchten des Kivusees. Hinten auf dem Parkplatz befindet sich ein grosses Grab, das an den fürchterlichen Genozid erinnert. So ein unendlich trauriger, fast nicht nachvollziehbarer Horrer hat das Land im Jahre 1994 gepackt. In 100 Tagen wurden fast eine Million Menschen ermordet. Schrecklich!!!
Wir geniessen zwei schöne Tage hier am See und lernen Christoph, ein Schweizer, kennen, der mit einem Toyota Landcrusier unterwegs ist und das Reisen liebt. www.roadtripadventures.ch
Kibuye See
Am 05.09 reisen wir weiter Richtung Kigali. Wir wollen nicht so lange in Ruanda bleiben, sondern wollen bald nach Tansania, um bis an die Küste zu gelangen. Wir sehen einen grossen Fluss, der viel rot- braunes Wasser führt. Wir hören ein seltsam, bekanntes Geräusch und schauen uns erschrocken an. Nein aber nicht schon wieder das Viermalviergetriebe !!! Werni schafft es gerade noch über die Brücke, dann ist Schluss und bald ist der Schaden ausgemacht. Das Kugellager vom Getriebe ist wieder mal total beschädigt und das Getriebe muss repariert werden. Zum neunten Mal nimmt es Mechaniker Werni runter. Bald schon kann er das Ganze blind bewerkstelligen. Die ersten Zuschauer kommen, einige Autos oder Busse halten an und fragen, ob wir Hilfe brauchen. Werni liegt schon unter dem Bus und die Zuschauerreihe wird immer grösser. Es hat auch eine zu schöne Mauer, um Platz zu nehmen, um den weissen Reisenden zuzuschauen. Das gibt es hier nicht alle Tage und wir sind eine schöne Abwechslung. Uns wird Fisch zum Kauf angeboten, Frauen laufen kichernd vorbei. Auch uns wird’s nicht langweilig. Werni nimmt das Getriebe gekonnt auseinander und sein Assist Michael reicht ihm mal den Neunzehnerschlüssel, den Siebzehnerschlüssel, Schraubenzieher, Hammer oder Zange. Silvana kramt in den Ersatzteilen und nimmt ein neues Kugellager hervor.
Zum 9. Mal oder Reparatur auf der Strasse
Es dunkelt ein, das Getriebe ist wieder mit neuem Kugellager an Ort und Stelle fixiert. Zum Weiterfahren zu spät, entscheiden wir uns für Wildcamping. So fährt Werni ein Stück von der Strasse weg und wir campen am Nyabarongo River. Später lese ich im Reiseführer, dass er einer der Quellflüsse des Weissen Nil’s ist. Der Rukarara-Nyabarongo-Akagera River bildet den nördlicheren und kürzeren Quellfluss des Weissen Nil. Die Quelle wude im Jahr 1898 durch Richard Kandt entdeckt. Die Quelle liegt in etwa 2700 m Höhe im Nyungwe- Wald im südlichen Ruanda. Aha…da haben wir uns aber einen schönen Ort ausgesucht, um zum ersten Mal in Afrika richtig wild zu campen. Nach dem Essen schliessen wir den Bus rundum ab und schlafen bald ein. Es ist eine sehr ruhige Nacht gewesen und am Morgen werden wir von den Arbeitern, welche uns gestern lange zugeschaut haben freundlich begrüsst. Sie sind früh zu ihrer Arbeitsstelle unterwegs. Sollten wir das nicht öfter machen in Afrika? Wir machen ein Feuer, um unseren Kaffee zu brühen, denn uns ist nun auch noch das Gas ausgegangen. So ist das mit dem Reisen…immer wieder kleinere Herausforderungen oder die erste Guten-Morgen-Überraschung. Wir müssen schleunigst nach Kigali, denn dort können wir vielleicht unsere Gasflaschen auffüllen.