Retezat Naturreservat 15.06.17
Es riecht nach Holunderblüten und ich laufe den gleichen Weg Richtung Bach, wie die Rinderherde heute Morgen um 7.00 Uhr. Das Vieh und die Hirten (heute war es eine ältere Hirtin mit Foulard) gehen den Weg jeden Tag. Ich laufe ihn zum ersten Mal. Ich habe eine Bürste und Weniges zum Waschen dabei. Meine neuen Halbschuhe aus Stoff sind auch dabei. Die sind dreckig von der gestrigen Wanderung. Zugegeben in den Bergen braucht man eigentlich andere Schuhe, doch da wir uns spontan fürs Wandern im Retezatgebirge entschieden haben und in Hateg in den vielen Secondhand Shops keine Wanderschuhe gefunden haben, durfte ich die neuen Mustangs testen. Sie gaben mir einigermassen Halt, die Sohle, der Stoff und die Nähte haben tiptop gehalten…also den Test mit recht gut bestanden. Meine „Wädli“ hingegen sind doch etwas strapaziert nach der gestrigen Etappe von 6 1/2h Wanderung und die nächsten beiden Tage werde ich wohl so richtig „zünftigen“ Muskelkater haben in dieser Körpergegend. Ich musste mich auf jeden Tritt achten und konzentrieren, dass er mit einem guten Halt abgeschlossen wurde. Aber jetzt laufe ich mit „Zoggeli“ entspannt (bis auf das Ziehen in den Waden!) mit meinem Wanderstock, den mir Michi gestern mit seinem Sackmesser verziert hat, runter zum Bach. Ich höre ihn rauschen. Sowie gestern, als wir ihm hoch bis zum Pieterlesee gefolgt sind. Es ist ein klarer, wunderschön wilder Bach. Im oberen Verlauf springt er über Felsen und ist so eine kleine Attraktion geworden dieser Gegend, der Lolaia Wasserfall heisst. Nach dem Lolaia Wasserfall grosse Felsbrocken, welche im Bach liegen, eine rote Verfärbung auf. Wir haben festgestellt, dass es eine Flechtenart ist. Auch das war für mich eine kleine Attraktion. Am Weg runter zum Bach, wo ich heute etwas Wäsche waschen möchte, drückt an zwei Stellen das Wasser von der rechten Seite aus der Hang und fliesst zu einem kleinen Bächlein den Weg hinunter. Dort flattern jetzt verschiedene Schmetterlinge, recht lebendig und manche ohne Rast. Ich kenne den Kohlweissling, der Bläuling, der kleine Fuchs, der Schachbrettschmetterling und eben ein nervöser, rotbrauner mit vielen dunklen Punkten, der C-Falter oder Leopardenschmetterling heisst. So laufe ich an diesen Bächlein entlang und sehe den Fluss, der schon recht an Grösse gewonnen hat. Auf dem Weg zur ersten Cabana Gentiana habe ich viele kleinere und grössere Zuflüsse gesehen. Überall drückt das Wasser aus dem Gestein und hilft so dem Bach wachsen zu lassen. An der Stelle, wo die die Rinderherde heute früh den Bach überquerten, riecht es nach Mist. Ich sehe einen grossen, flachen Steinbrocken, der ideal ist, um zu waschen. Mit der Bürste kann ich die Sachen gut am Stein sauber schrubben. Es wird nicht waschmaschinensauber, doch beim Trocknen bleicht die Sonne die Flecken und so lässt sich das Resultat sehen. Mein Stock ist neben mir, denn man weiss ja nie. Hier wäre ein Ort, wo man mit viel Glück einem Bären begegnen könnte. In den Naturfilmen sehen die Orte, wo Bären gefilmt werden, etwa so aus. Man muss sich gross machen, wenn man einem Bären begegnet und nicht davon rennen. Bei Wölfen, die es auch hier im Retezat Naturreservat hat, würde ich schreien und mich mit dem Stock und mit Steine – werfen verteidigen. Aber es bleibt bei der Vorstellung von verschiedenen Verteidigungsszenarien. Ich bin fertig mit der Wäsche und beim Hinauflaufen geniesse ich den Weg und sehe die schönen Blumen am Hang den blauen Himmel, rieche duftende Holunderbüsche und höre von weitem den Bach rauschen. Jetzt taucht unser Saviem „Old Monk“ auf, so ich bin wieder zu Hause.
Danke Albert
wir sind in Georgien, vor zwei tagen hatten wir eine Panne, ein Kugellager im Verteilergetriebe hat sich aufgelöst- nun sind wir wieder “on the road again” lieben Gruss nach Trüllikon
werni&silvana& michael