Äthiopien ll

Lalibela 24.02.18
Für 350 Birr pro Nacht, bleiben wir vier Nächte im Tukul Village Hotel und besichtigen tagsüber die bekannten Kirchen. Abends gehen wir Samosa essen, schauen NatGeoWild oder National Geografik, hängen ins WiFi oder geniessen bei Sonnenuntergang den traumhaften Ausblick über die umliegenden Täler. Meist verzichten wir auf das Tuk-Tuk, wir nehmen die Strecken unter die Füsse, Bewegung tut gut, haben immer Gesellschaft von mitlaufenden Kindern oder die Shop Besitzer wollen uns in ihre Souvenirläden locken.

Lalibela

Die Stadt der Engel ist wegen ihren in Fels gehauenen Kirchen bekannt. Kleinjerusalem ist hier entstanden. 50US$/ p.P. kostet der Besuch der Kirchen und das Ticket ist drei Tage gültig. Die Kirchen befinden sich an unterschiedlichen Orten in Lalibela, so braucht man Zeit, um all die Kirchen zu besuchen. Wir lernen Kinder kennen, welche neben der Schule, die entweder morgens oder nachmittags besucht wird, sich als Gide etwas dazu verdienen. Oder solche Kinder, die gar nicht in die Schule gehen und Schuhe putzen. Wenn sie in die Schule gehen, sind sie adrett mit ihren Schuluniformen unterwegs. Ist man zu Fuss unterwegs, ist man stets umzingelt von Kindern. Sogar kleine Vierjährige sind selbstsicher allein unterwegs, steigen dann mit fremden Frauen in ein Tuk-Tuk und fahren wieder den mitgelaufenen Weg nach Hause. So verlassen wir Lalibela, diesen speziellen Ort. Wir sind gesättigt von den Eindrücken dieser Stadt, auch von den Gesängen der Priester (eher monotones Lallen), welche uns jede Morgen um vier Uhr geweckt und uns müde gemacht hat.

Wir machen uns auf Richtung Gondor. Durch wunderschöne Berglandschaft führt die Strasse in Richtung Debre Tabor zum Lake Tana. Meist führt die Strasse über Hochebenen (bis 3000 m.ü.M.), dann runter und wieder hoch auf die nächste Ebene. Auch hier auf dieser Höhe wird Landwirtschaft betrieben, Menschen laufen am Strassenrand mit ihrem Hab und Gut und ihren Tieren, meist Schafe und Ziegen. Manchmal nehmen die Kinder Steine zur Hand und machen Drohgebärden. Sie bewerfen uns selten. Es trotzdem ein sehr unangenehmes Gefühl. Auch beim Mittagsrast am Strassenrand, werden wir von aufdringlichen Kindern belästigt und bald kommen Steine werfende Kinder von der nahen Schule dazu, so fahren wir essend weiter. Nach einer langen Reiseetappe erreichen wir am Abend müde Gondor, wo wir uns beim „Johannes“ einquartieren. Wir bleiben drei Tage da, erholen uns von Lalibela und der langen Reiseetappe von 360 km!!! Ein neuer Rekord.

Gondor

Auch treffen wir hier andere Overlander, mehrere Radfahrer, Noemi, und Karolis, ein lustiger Motorradfahrer aus Litauen. Wir diskutieren über einen Ausflug zu dem nahgelegenen Nationalpark in den Simien Mountains. Nur hier findet man die Dscheladas, eine Baboon Affenart.
Am nächsten Abend kommt Karolis, auf seinem Motorrad, ins Hotel zurück, gestürzt in den Simiens, mit dickgeschwollen Handgelenk. Doch es scheint nichts gebrochen zu sein. Er wird uns auf unserer weiteren Reise mehrfach begegnen, wir werden berichten. Wir beschliessen den Nationalpark nicht zu besuchen, der „Hike“ ist zu teuer, ca. 400 US$, und wir haben ja nur ein Visa für einen Monat bekommen, dass wir nicht verlängern wollen. Die Visa-verlängerung würde noch 100$/p. kosten. So fahren wir zurück zum Lake Tana, besuchen aber zuerst den Blauen Nil Wasserfall. Auf holpriger, staubiger Piste geht es zum Office. Wir lösen die Tickets, die rumstehenden jungen Männer möchten sich als Guides aufdrängen, einer sogar mein Fahrzeug bewachen. Wir schütteln alle ab und machen uns zu Fuss zum Wasserfall, begleitet, ja umzingelt von Menschen und Tieren die sich auf dem gleichen Weg vom Markt nach Hause aufmachen. Leider führt der Wasserfall nicht viel Wasser, doch wir können uns die Grösse des Wasserfalls zur Regenzeit gut vorstellen. Selbst Fotos zu machen ist schwierig, bettelnde Kinder und Frauen strecken ihre Hände hin.

Blauer Nil

Danach geht es zurück nach Bahir Dar, das am Südufer des Lake Tana liegt. Wir gehen in einem lokalen Restaurant essen. Am nächsten Tag machen wir einen Rundgang an der Uferpromenade, wo unzählige Männer sich oder ihre Kleider waschen. Auch hier könnte man Bootsfahrten zu nahgelegenen Inseln unternehmen, es soll Hippos und Pelikane geben. Wir machen einen Abstecher durch die Marktstände der Stadt. Die Menschen sind ziemlich aufdringlich. Auch den nächsten Tag verbringen wir im Ort und besuchen noch das bekannte „Burger“ Restaurant.

Bahir Dar

Lake Tana

Weiter geht es auf dem Weg Richtung Addis Abeba. Die Strassen sind nicht gut, zum Teil mit tiefen Löchern versehen. Zwischenhalt machen wir nach 255km in Debre Markos. Nach längerer Diskussion können wir uns hinter dem Hotel auf den Parking stellen. Im lokalen Restaurant vis à vis essen wir.

Debre Markos

Am Morgen bei der Wegfahrt sind einige sonderbare Geräusche unter dem Saviem zu hören. Es geht mehrheitlich bergab, die Geräusche scheinen verschwunden zu sein. Plötzlich ein lautes Knacken und Poltern, etwas schlägt unter dem Auto an die Karosserie. Wir rollen aus, Werni kriecht unter das Fahrzeug. Scheisse!! Die Antriebswelle zwischen dem Getriebe und dem 4×4 Getriebe ist gebrochen. Sie lässt sich auch nicht abschrauben. Die Schrauben und Muttern der Welle sind durch die Schläge wie verschweisst an den Flanschen des Getriebes. Bald sind wir von einer Menschentraube umringt. Die Kinder betatschen unser Fahrzeug, es wird gestikuliert und diskutiert. Hier das Getriebe auszubauen scheint mir keine gute Idee zu sein. Abschleppautos gibt es nicht, also ist das Aufladen auf einen Lastwagen die einzige Lösung.

Huckepack

Der erste herbeigerufene Lastwagen erweist sich als zu klein, der zweite ein grosser chinesischer Lastwagen mit grosser Brücke hält an. Es wird wieder diskutiert. Wie lädt man einen Kleinlastwagen ohne Rampe und Zugseil, auf eine Ladebrücke. Bald ist die Lösung gefunden, unterhalb des Dorfes befindet sich neben der Strasse ein ebener Platz, die Strasse könnte man dort als Auffahrtrampe benützen. Ich rolle die Strasse durchs Dorf, verfolgt von der Menschentraube. Unterhalb wird der Lastwagen so positioniert, dass ich auf seine Brücke geschoben werden kann. Wuff!! geschafft. Wir beschliessen unseren Saviem in die ca. 250 km entfernte Hauptstadt, nach Addis abzuschleppen. Es wird wieder diskutiert, wir sollen auch noch Schiebegebühren bezahlen. 20 % des Abschlepppreises sackt der Vermittler gleich als „Kommission“ in seinen eigenen Sack, auch steckt er sich noch Schiebegeld in den Sack, obwohl er dem Geschehen nur zugeguckt hat. Die Einheimischen sind mit der Bezahlung nicht wirklich zufrieden. Wir sind froh hier nach ca. drei Stunden abfahren zu können. Der Lastwagenfahrer und sein Begleiter erklären uns, das mit der Bezahlung und Kommissionsgebühren sei hier so üblich. Über eine schreckliche Strasse geht es nun runter in die Nilschlucht und auf der anderen Seite wieder steil hoch. In den Dörfern stehen viele Lastwagen herum. Überall um Addis Abeba gibt es immer wieder Strassensperren. Ein Mittel die Regierung unter Druck zu setzen. Seit geraumer Zeit herrscht Ausnahmezustand in Äthiopien. Der Präsident ist zurückgetreten. Auch ausgebrannte Fahrzeuge findet man am Strassenrand. So müssen wir abends in einer Bar ausharren, bis wir die Nachricht erhalten, die Strasse sei nun offen. Mitten in der Nacht erreichen wir die Vororte von Addis. Auf dem Weg huschen auch öfters einige Hyänen über die Strasse. Müde stellt sich der Lastwagen auf einem Lastwagenpark auf, wir klettern in unseren Saviem auf der Ladebrücke und verbringen eine kurze Nacht. Am nächsten Morgen suchen wir verzweifelt eine Abladerampe. Wir warten eine Stunde an einem guten Platz, doch der hinzugekommene Platz Chief gibt nicht sein ok. Rauf und runter, telefonieren, nachfragen, endlich ist ein Platz gefunden. Die Ablade- und Schiebegebührengebühren sind ausgemacht. Unser Saviem steht nun wieder auf seinen eigenen Rädern. Bald steht der organisierte Abschleppwagen hier, um uns noch die letzten Kilometer zum Wim’s Holland Guesthouse zu fahren. Wir bedanken uns herzlich von unserem lieben Truckdriver (Meseret). Endlich können wir unseren lädierten Old Monk im Guesthouse abstellen. Diese abenteuerliche, nervenaufreibende Fahrt, werden wir nie vergessen!!! Endlich ein Bier, ein paar Overlandergespräche, abschalten und früh ins Bett. Am Morgen gleich das Getriebe ausbauen, Nr. 5!!! Mit der Flex muss ich die Muttern abtrennen, um die Antriebswelle abzubauen. Am Morgen steht Karolis vor unserem Truck, ein freudiges Wiedersehen. Auch das witzige, über 70ig- jährige Ehepaar aus Japan, Eiji und Shizu, lernen wir kennen. Bald kriege ich Kontakt zu einem Automechaniker, er kommt gegen Abend mit dem Motorrad vorbei und bringt mir am nächsten Morgen die reparierte Welle. Da die Länge aber nicht stimmt, muss er sie nochmals überarbeiten. Nach dem Mittag halte ich die neue Welle in der Hand, 40US$. Da ich die Reparatur vom Wim’s Guesthouse aus organisieren konnte, haben wir viel Zeit, uns mit den anderen zahlreichen Overlander über neue Wege und Ziele auszutauschen. So hat sich die Reparatur fast von selbst erledigt.
Noch vor dem Abend wird das Getriebe wieder eingebaut. Ein anstrengendes Unterfangen, ohne Wagenheber das ca. 50kg schwere Ding hochzustemmen und fixieren. Karolis hilft mir, mit Sandblechen, Hölzern haben wir nach zwei Stunden das Getriebe festgeschraubt.

Reparatur Antriebswelle

Jetzt muss aber ein Bier her, das Anschrauben der Antriebswellen und Oel nachfüllen wird auf Morgen verschoben. Prost!! Wir müssen auch noch ein Comesa (Autoversicherung für die ostafrikanischen Länder) abschliessen. Dies erhalten wir unkompliziert ganz in der Nähe des Hotels.

Addis


Morgen möchten wir weiterziehen. Die politischen Probleme, die Strassensperren und angekündigte Treibstoffblockaden, veranlassen uns eigentlich schnell zur Grenze nach Moyale zu fahren. Auch unser Visa läuft bald aus. Wir fahren über eine schlechte Pistenstrasse südlich durch viele Dörfer. Überall ist es grün und die Strasse ist von Feldern und Plantagen gesäumt. Wenige Fahrzeuge, meist nur lokale Busse kreuzen unseren Weg, ein Zeichen von Strassenblockaden. Die neuste Nachricht ist, dass die Armee 18 aufständische Ormos (ein Volksstamm an der Grenze zu Somalia) in der Grenzstadt Moyale getötet hat und dabei etwa 3500 Menschen über die Grenze nach Kenya geflohen sind. Mit mulmigem Gefühl erreichen wir unseren nächsten Schlafplatz in Hawassa, eine Oase am Awasa Lake. Vor Hawassa durchfahren wir Shashamane, wo viele Häuser ein Porträt von Bob Marley zieren. Hier in Äthiopien ist Rastafari eine gut bekannte Religion und Shashamane eine Hochburg. So werde ich immer wieder mit “ hi Brother, hi Rastaman“ angesprochen. Wir geniessen den Abend am See, beobachten viele Vögel und Affen und die wunderschöne Pflanzen und Blüten.
Der Manager kann uns keine Neuigkeiten von der Grenze berichten, so fahren wir wieder auf dem Addis – Moyale Highway durch ländliche Gegenden. Kurz vor Yabelo stellen wir uns in einem lokalen Hotel im Park auf. Bald sind wir von neugierigen Kindern und Männern umzingelt. Wir hören, dass die Strasse gesperrt ist nach Yabelo. Müde ziehen wir uns in den Bus zurück. Müde von den langen Tagesetappen und der schlechten Strasse. Am nächsten Morgen verlassen wir früh den Ort und fahren endlich auf einer guten Strasse Richtung Moyale. Fahrzeuge gibt es praktisch keine mehr, auch müssen wir ein paar Strassensperren durchfahren, doch die Schranken öffnen sich nach kurzem Wortwechsel zögerlich. „Hey come on, we are Tourist, please“! Kurz nach Mittag erreichen wir den schmutzigen Grenzort Moyale. Dort tanken wir nochmals unseren Saviem. Wir wollen im einzigen Hotel mit Wifi nochmals unsere Mails checken, bei der Einfahrt vernehmen wir sonderbare Geräusche. Nein, nicht schon wieder!! Das 4×4 Getriebe scheint wieder defekt zu sein. Tatsächlich entdecke ich eine kaputte Lagerabdeckung. Ich kann das Lager durch ein Loch sehen. Getriebe runter. Um drei Uhr nachmittags Getriebe ausbauen, dann mit Motorrad und Tuk-Tuk zum Workshop um das Lager und die Abdeckung auszutauschen. Nach Einbruch der Dunkelheit, von Kopf bis Fuss schwarz, ist das Getriebe wieder an seinen Platz. Number 6!

6. Getriebereparation

Am Morgen fülle ich das Getriebeoel auf und entdecke im Altoel viele abgebrochene Zahnradzähne, was mich ziemlich nachdenklich stimmt. Wir beschliessen trotzdem die Grenze zu passieren. Hoffentlich schaffen wir es bis nach Nairobi (792 km), wo ich das Getriebe in der Jungle Junction (Overlander Camp) bei Chris nochmals überprüfen kann. Langsam durchfahren wir die Borderstation mit singendem und kratzendem Getriebe. Am 15.März beginnt unser Kenya Abenteuer, das dritte Land auf unserer Afrikareise. Die Zollformalitäten sind schnell erledigt und das kenianische Visa ist schnell ausgestellt. 50 US$ und für Michael „for free“, 3 month. Eine Roadtax for 14 Days(TIP) bekommen wir auch noch gratis für unseren Old Monk. Auf nach Nairobi!!!

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